Fachforum Bienen und Landwirtschaft

Synergien erforschen, Lösungen entwickeln

Die Bedeutung von Bienen und ihrer Funktion in Agrarökosystemen ist zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Klar ist: ohne die Bestäubungsleistung von Honig- und Wildbienen würden viele Kulturpflanzen weniger oder keine Früchte tragen. Neben der Produktion von Honig und Wachs, kommt der Imkerei bei der Erbringung der ökosystemaren Dienstleistung Bestäubung eine besondere Bedeutung zu. Inwieweit die Gesundheit von Honigbienen und die Häufigkeit und Diversität von Wildbienen (einschließlich Hummeln) in Agrarlandschaften in den letzten Jahrzehnten abgenommen haben, wird von der Öffentlichkeit lebhaft diskutiert. Die Datengrundlage für ein genaueres Bild ist jedoch lückenhaft bzw. uneinheitlich. Bei bisherigen Lösungsansätzen zur Verbesserung des Zusammenspiels zwischen Bienen, Imkerei und Landwirtschaft handelt es sich folglich meist um einzelne Ansätze auf lokaler bis regionaler Ebene. Dementsprechend fehlen in vielen Bereichen forschungsbasierte, praxistaugliche Lösungen, die eine Ableitung von politischen Handlungsoptionen zulassen und zu einer nachhaltigen, flächenhaften Verbesserung der Situation beitragen.

In Anbetracht der Bedeutung von Bienen für die Landwirtschaft ist es Ziel des DAFA-Fachforums Bienen und Landwirtschaft, die wissenschaftliche Basis für eine Nutzung der Synergien von Bienen, Imkerei und Landwirtschaft zu verbessern. Zum einen sollen die Bedingungen für die Entwicklung von Honig- und Wildbienen auf dem Land und in Städten verbessert und die Imkerei unterstützt werden; zum anderen soll die Bestäubungsleistung optimiert werden, was auch den landwirtschaftlichen Produktionssystemen zu Gute käme.

Die Forschungsstrategie gliedert sich in drei Forschungsfelder:

  1. Förderung der Vitalität (Gesundheit, Leistung, Bienenfitness)
  2. Agrarlandschaften und Anbausysteme der Zukunft entwickeln
  3. Wechselwirkungen zwischen landwirtschaftlichen Praktiken und Bienen sowie anderen Bestäubern verstehen, Synergien erreichen

Darüber hinaus enthält die Forschungsstrategie Vorschläge zu Forschungsstrukturen und Kommunikation und politischer Gestaltung.

Aktuelle Arbeitsphase: Nachverfolgung

Stand: März 2024

Die Strategiekonferenz im Januar 2024 reflektierte den Fortschritt.

Insgesamt hat die Konferenz gezeigt, dass die Forschung zu Synergien zwischen Bienen und Landwirtschaft wichtige Ergebnisse hervorgebracht hat. Die Umsetzung in die breite landwirtschaftliche und imkerliche Praxis ist verständlicherweise zeitlich verzögert. Deshalb schlägt die Steuerungsgruppe vor, dass Forschungsförderer und Forschende in Zukunft stärker auf Folgendes achten:

  • Beim Forschungsdesign stärker auf Gemeinsames Lernen setzen
  • Pflanzenbauliche Maßnahmen ökonomisch und ökologisch bewerten
  • Wirkungen auch auf Landschaftsebene untersuchen
  • Subletale Effekte auf die Vitalität von Wild- und Honigbienen untersuchen
  • Forschung und deren Ergebnisse übergeordnet steuern, auswerten und präsentieren
  • Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU praxistauglich und bienenfördernd gestalten

Damit Forschungsförderung und öffentlich geförderte Forschung auf Ergebnisse und neue Herausforderungen angemessen reagieren kann, empfiehlt die Steuerungsgruppe des Fachforums Bienen und Landwirtschaft, eine kritische Betrachtung der Forschungslandschaft nach fünf Jahren zu wiederholen.

Steuerungsgruppe

Die Steuerungsgruppe ist verantwortlich für die strategische Gesamtplanung und Ausrichtung des Fachforums. Sie berichtet an den DAFA-Vorstand und die DAFA-Mitgliederversammlung.

Bienenforschung in Deutschland

Bienenforschung ist ausgerichtet auf Bienengesundheit, Bienenbiologie, Verarbeitung von Honig und anderen imkerlichen Produkten, und Imkerei im Allgemeinen. Zu Bienen und Bienenprodukten wird an vielen öffentlichen und privaten Einrichtungen geforscht. Viele davon sind in der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung organisiert. Amtstierärzte auf Kreisebene sind in jedem Bundesland verantwortlich für Bienenseuchen. Landeslabore untersuchen die Qualität von Honig.

Im Folgenden finden Sie eine Liste der öffentlich geförderten Einrichtungen mit Bienenforschung.

ID Name Stadt (Bundesland) AG DAFA Spezialgebiete
A01 Hochschule Anhalt: Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung Bernburg (ST) x Lehrimkerei
F01 Friedrich-Loeffler-Institut: Nationales Referenzlabor für Bienenkrankheiten Greifswald-Insel Riems x Pathologie, Krankheitsdiagnostik
F02 Julius Kühn-Institut: Institut für Bienenschutz Braunschweig (NI) x x Agrarökologie, Ökotoxikologie, Pflanzenschutzmittel | Ⓦ
F03 Thünen-Institut: Inst. f. Biodiversität | Stabsstelle Klima, Boden, Biodiv. Braunschweig (NI) x Monitoring | Ⓦ
F04 Bundesinstitut für Risikobewertung Berlin (BE) Rückstände im Honig
L01 Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: Institut für Bienenkunde u. Imkerei Veitshöchheim (BY) x Ernährung, Pflanzenschutz, Gesundheit, Zuchtforschung | Ⓦ
L02 DLR Rheinland-Pfalz: Fachzentrum Bienen und Imkerei Mayen (RP) x Witterungsfaktoren
L03 Länderinstitut für Bienenkunde (BB, BE, ST, SN, TH) Hohen Neuendorf (BB) x Bienengenetik, Pathologie, Honig
L04 Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim Stuttgart (BW) x Pathologie, Ökologie, Toxikologie, Gesundheit
L05 Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut Kirchhain Kirchhain (HE) x x Immunologie, Histologie, Klima, Zuchtforschung, Tracht | Ⓦ
L06 Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Arbeitsgebiet Bienenkunde Münster (NW) x x Beratung
L07 LAVES: Institut für Bienenkunde Celle (NI) x x Infektionsbiologie, Umweltmoni­toring, Palynologie, Honig | Ⓦ
L08 Sächsisches Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie: Lehr- u. Versuchsgut Köllitsch Nossen (SN) x Bienengarten, Lehrimkerei
P01 Forschungsring Darmstadt (HE) Biodiversität, Praxisforschung
S01 Bienenzuchtzentrum Bantin Bantin (MV) x Varroa-Toleranz
S02 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UfZ) Halle (ST) Ökologie | Ⓦ
S03 ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften: Digitale Sammlung Apidologie Bonn (NW) x Bibliothek, Geschichte
U01 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: Naturschutz u. Landschaftsökologie Freiburg (BW) Biodiversität, Ökosystem-funktionen, Bestäubung | Ⓦ
U02 Bayrische Julius-Maximilians Universität Würzburg: Biozentrum: Tierökologie u.Tropenbiologie, Verhaltensphysiologie u. Soziobiologie Würzburg (BY) x Verhaltensbiologie, Ökologie, Bestäuberdienste | Ⓦ
U03 Freie Universität Berlin, Institut für Veterinär-Biochemie u. Institut für Biologie Berlin (BE) x x Pathologie insbesondere Varroose, Wirt-Parasit-Evolution
U04 Georg-August-Universität Göttingen: Agrarökologie Göttingen (NI) x x Biodiversität, Agrarökologie, Bestäubung | Ⓦ
U05 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Institut für Evolutionsgenetik Düsseldorf (NW) x Evolutionsgenetik, Sozialverhalten
U06 Institut für Bienenkunde (Polytechnische Gesellschaft) Oberursel, assoziiert mit Universität Frankfurt: Fachbereich Biowissenschaften Frankfurt (HE) x Neurobiologie
U07 Justus-Liebig-Universität Gießen: Fachbereich Veterinärmedizin: Institut für Virologie Gießen (HE) Viren, Molekularbiologie
U07 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Institut für Zoologie Halle (ST) x Evolutionsökologie, Varroa-Resistenz, Verhaltensökologie | Ⓦ
U08 Ruhr-Universität Bochum: AG Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie Bochum (NW) x Verhaltensbiologie, Didaktik
U09 Technische Universität Dresden: Spezielle Lebensmittelchemie und Lebensmittelproduktion Dresden (SN) Honigcharakterisierung
U10 Universität Ulm: Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik Ulm (BW) Chemische Ökologie
U11 Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz, Gartenbau Bonn (NW) x x Bestäubungsökologie, Imkerei, Biodiversitätsförderung
U12 Universität Hohenheim: Institut für Nutztierwissenschaften, Fachgebiet für Populationsgenomik bei Nutztieren Stuttgart (BW) x x Populationsgenomik sozialer Insekten

Stand: 2024-01

Landkarte mit den Einrichtungen

Symbole und Abkürzungen

A Fachhochschulen
C Landwirtschafts­kammern
F Bundesressort­forschung
L Ländereinrichtungen
P Einrichtungen mit Beteiligung der Privatwirtschaft
S Außer­univer­sitäre Einrich­tungen (Fraunhofer, Leibniz, Helmholtz, andere)
U Universitäten

Ⓦ: einschließlich Forschung zu Wildbienen

DAFA: Mitglied der Deutschen Agrarforschungsallianz

AG: Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung

Bekanntmachungen

  1. Förderung von Forschungsvorhaben zum Schutz von Bienen und weiteren Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft (PDF, 464 KB, Nicht barrierefrei) [BAnz AT 09.08.2019 B3]
  2. Erfassung und Dokumentation der genetischen Vielfalt der Honigbiene (Apis mellifera L.) und der Struktur der Züchtung in Deutschland [BAnz AT 30.07.2021 A1]

Projektbegleitung

Die sechzehn Projekte aus der Bekanntmachung (1) vom August 2019 werden seit 2022 über fünf Jahre von einem Team (Beenovation) begleitet, das die Projektakteure vernetzt, Veranstaltungen zum Wissensaustausch/Wissenstransfer durchführt, die nachhaltige Breitenwirksamkeit erhöht, öffentlichkeitswirksame Maßnahmen vorbereitet, organsisiert und durchführt, die Zielerreichung der Bekanntmachung evaluiert, verallgemeinerungsfähiges Wissen aus der Bekanntmachung aufbereitet und zielgruppenspezifischen Handlungsempfehlungen (z. B. politische, rechtliche, gesellschaftliche) für Forschung, Praxis und Politik ableitet.

Meldungen aus der Forschung zum Thema „Bienen und Landwirtschaft“

Pressemeldungen bei IDW (externer Link)

Hintergrund

Nach einem Vorschlag aus zwei Mitgliedseinrichtungen der DAFA wurde das Fachforum von der Mitgliederversammlung am 7.11.2017 eingerichtet. Daraus erarbeiteten die Initiatoren zusammen mit Vertretern des DAFA-Vorstands und der Geschäftsstelle vorläufige Leitfragen mit dem Ziel, eine Verbesserung der wissenschaftlichen Basis für ein synergistisches Zusammenwirken von Bienen, Imkerei und Landwirtschaft zu erreichen. Diese Leitfragen wurden bei der Auftaktveranstaltung de Fachforums im September 2018 von Imkern, Landwirten, Fachverbänden, Vertretern von Ämtern und Behörden, Forschungseinrichtungen und anderen Akteuren – insgesamt 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern– diskutiert, abgeändert, ergänzt und konkretisiert. Die Diskussionen zeigten große Übereinstimmung, dass das Ziel des neuen Fachforums von allen Akteuren unterstützt wird und dazu die Zusammenarbeit aller Akteure notwendig ist. Zusätzlich sollte auch sozialwissenschaftliche Forschung einbezogen werden, um das Ziel einer Verbesserung der wissenschaftlichen Basis für ein synergistisches Zusammenwirken von Bienen, Imkerei und Landwirtschaft zu erreichen. Aufbauend auf die Ergebnisse der Workshops und Diskussionen der Workshops erstellte die Steuerungsgruppe ein Konzept für eine Forschungsstrategie, die im Februar 2019 auf einer zweiten Veranstaltung zur Diskussion gestellt wurde.

Nach dem zweiten Workshop des Fachforums Bienen und Landwirtschaft stand der Entwurf der Strategie bis Ende August 2019 zur öffentlichen Kommentierung bereit. Es waren gut dreißig meist sehr detaillierte Schreiben von Einzelpersonen, Verbänden und Institutionen eingegangen. Herzlichen Dank für Ihre guten Beiträge!

Die Steuerungsgruppe wertete die über hundert Hinweise aus, arbeitete sie in die Strategie ein und legte die überarbeitete Version dem DAFA-Vorstand im Dezember 2019 vor. Die Mitglieder der DAFA haben den endgültigen Text im Februar 2020 bestätigt.

Im Januar 2024 diskutierten etwa 80 Personen den Fortschritt der Forschung zu Bienen und Landwirtschaft bei einer Strategiekonferenz. Daraus leitete die Steuerungsgruppe Hinweise für die Förderung und Durchführung von Forschungsprojekten ab.

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