Forschungsstrategisches Fachforum 2015

Big Data und Forschungsdatenmanagement

Fluch oder Segen für die Agrarforschung?

Beim Forschungsstrategischen Fachforum am 17. November 2015 in Berlin diskutierten über 80 Teilnehmer aus Institutionen, Organisationen und Unternehmen zum Thema Big Data und Forschungsdatenmanagement – Fluch oder Segen für die Agrarforschung?die Herausforderungen und Probleme im Umgang mit der wachsenden Datenflut und Wege hinein in eine digitalisierte Landwirtschaft.

Der Experte Klaus Mainzer von der TU München rief die Agrarforschung dazu auf, sich den Entwicklungen des Big Data zu stellen. In seinem Vortrag stellte er klar, dass sich aus riesigen Datenmengen mit cleveren Suchalgorithmen zwar komplexe Muster und Korrelationen erkennen ließen, wenn aber die zugrunde liegenden Zusammenhänge nicht verstanden seien, blieben die Ergebnisse nichts weiter als Zufallstreffer. „Die Wissenschaft ist weiterhin gefordert, denn Korrelationen ersetzen keine Theorie. Wir brauchen Urteilskraft, um Daten und Algorithmen zu bewerten“, lautete sein Fazit.

Die Teilnehmer auf dem Podium thematisierten vor allem viele noch offene Fragen zur Datenverfügbarkeit und Datenhoheit. Nach Ansicht von Prof. Katharina Helming vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) ist es unbedingt notwendig, die Qualität der Daten stärker zu hinterfragen und die Eigentumsrechte an den Informationen eindeutig zu klären. Der Präsident der Hochschule Osnabrück, Prof. Andreas Bertram setzt sich für mehr Kommunikation und Kooperation zwischen den Forschungseinrichtungen und der übrigen Gesellschaft ein. Die Fragen der Datenverfügbarkeit und Datenhoheit müssten von den Hochschulen und Verbänden viel systematischer angegangen werden.

Prof. Heinz Bernhardt von der TU München appellierte an die Landwirte, zu erkennen, welchen Schatz ihre Daten darstellten; deshalb sollten sie sich den Zugang zu ihren eigenen Daten erhalten.

Von einer nötigen dritten Instanz, die solche Daten zusammenführt, einer Art „Agrar-Google“, sprach der Unternehmer Marcus Briesen von der Disy Informationssysteme GmbH. Sollte sich die Gesellschaft nicht für eine offene Version entscheiden, werde die Industrie mit geschlossenen Systemen dominieren, zeigte sich Briesen überzeugt.

Unter Forschungsdaten werden sämtliche Daten verstanden, die als Grundlage für die Forschung dienen. Sie sind zentraler Gegenstand des wissenschafltichen Erkenntnisprozesses. Die Menge an digital erhobenen Daten ist in den letzten Jahren rasant gestiegen, nicht nur in der Forschung sondern zunehmend auch in der Landwirtschaft.

Die Teilnehmer auf dem Podium thematisierten die vielen noch offenen Fragen zur Datenverfügbarkeit sowie zur Datenhoheit und plädierten für eine systematische Herangehensweise der gesamten Agrarforschungscommunity.

© Deutsche Agrarforschungsallianz