Pressemitteilung vom 15.02.2017

„Relevanz für den Sektor vor rein wissenschaftlichem Interesse“

DAFA veröffentlicht Forschungsstrategie zur Ökologischen Lebensmittelwirtschaft

Gesellschaft und Politik sind sich einig: Die Ökobranche soll substantiell wachsen. Am Markt zeigt sich das durch die seit Jahren kontinuierlich steigende Nachfrage nach Bioprodukten. Und die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlich genutzten Fläche auf 20 % zu steigern. Schreibt man den realen Flächenwachstumstrend der vergangenen Jahre jedoch fort, würde dieses Ziel erst gegen Ende des 21. Jahrhunderts erreicht. Ein wesentlicher Schlüssel zur spürbaren Beschleunigung dieses Prozesses liegt in der konsequenten Ausrichtung und Verstärkung von Forschung und Entwicklung im Ökosektor.

Pünktlich zur Biofach 2017, der am 15. Februar in Nürnberg startenden Weltleitmesse für Bioprodukte und zur Vorstellung der Zukunftsstrategie Ökolandbau des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), präsentiert die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) ihre Forschungsstrategie zur Ökologischen Lebensmittelwirtschaft. Erarbeitet in einem über zweijährigen Prozess von einem breiten Bündnis aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Administration, zeigt sie konsequent auf, wie eine an klaren Prioritäten orientierte Agrarforschung dazu beitragen kann, dass (a) sich Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft deutlich verbessern und (b) die Branche zugleich ihrem Anspruch als besonders nachhaltige Wirtschaftsform im Sinne der vier IFOAM-Prinzipien des Ökologischen Landbaues („Health, Ecology, Fairness, Care“) vorbildhaft gerecht wird.

Ins Zentrum der Strategie stellt die DAFA drei parallel zu verfolgende Ansatzstellen, um die angestrebten Ziele tatsächlich zu erreichen:

  1. Eine klare Konzentration auf die wichtigsten Forschungsthemen. Eine ganze Branche in den Blick zu nehmen, führt zunächst zu einer langen Liste möglicher und wünschenswerter Forschungs- und Projektthemen. Angesichts der begrenzten Kapazitäten sowohl in der Forschungslandschaft als auch in der derzeitigen Forschungsförderung ist es darum unumgänglich, die verfügbaren Ressourcen mutig auf jene Fragen zu konzentrieren, die den größtmöglichen Beitrag zum Erreichen der gesetzten Gesamtziele (hohe Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit, 20%-Ziel; vorbildhafte Nachhaltigkeit im Sinne der IFOAM-Prinzipien) erwarten lassen. „Relevanz für den Sektor vor rein wissenschaftlichem Interesse“ war daher strikte Leitschnur für die DAFA, um in der Strategie von der Primärproduktion bis hin zur Konsumentenebene klare inhaltliche Schwerpunkte zu setzen (z.B. neue Strukturen in der Pflanzenzüchtung, technische Innovationen im Pflanzenbau, verbesserte Verarbeitung und Haltbarkeit von Bio-Lebensmitteln, neue unternehmensethische und Kontrollkonzepte zur Sicherung der IFOAM-Prinzipien in globalisierten Märkten).
  2. Leistungsfähigere Strukturen in der Forschung und Forschungsförderung. Für die Bearbeitung der benannten Kernthemen stößt das klassische Instrumentarium des öffentlichen Drittmittelgeschäfts – ca. drei Jahre Projektlaufzeit plus nachgeschaltete Bemühungen um einen verlustarmen Wissenstransfer in die Praxis – zunehmend an seine Grenzen. Die DAFA schlägt deshalb neue Mechanismen in der Forschungsförderung vor, die mehr Flexibilität, Transdisziplinarität und Wettbewerb um die besten Ideen ermöglichen. Ein weiterer Vorschlag ist die Nutzung des neu geschaffenen Artikels 91b Grundgesetz für die Einrichtung zusätzlicher, Bund-/Länder-finanzierter Hochschulprofessuren zur Öko-Lebensmittelwirtschaft.
  3. Aufstockung der Forschungsmittel für die Öko-Lebensmittelwirtschaft. Soll die Ökologische Lebensmittelwirtschaft einen Markt- bzw. Flächenanteil von 20 Prozent erlangen, dann muss die Politik dafür sorgen, dass der Anteil dieses Sektors am Agrarforschungsbudget auf einen mindestens so hohen Prozentsatz anwächst

Den kompletten Strategietext inkl. Kurzfassung und ausführlicher Darstellung der einzelnen DAFA-Empfehlungen zur Ausrichtung von Forschung, Entwicklung und Forschungsförderung zur Ökologischen Lebensmittelwirtschaft finden Sie hier.

Weitere Informationen

Dr. Martin Köchy
Tel. +49 (0)531 5961017
martin.koechy@dafa.de

Dr. Martin Erbs
Tel. +49 (0)531 5961019
martin.erbs@dafa.de

Die DAFA, als Vertretung der öffentlich geförderten Agrarforschungseinrichtungen, bündelt Kompetenzen, erarbeitet Lösungen für komplexe, gesellschaftlich relevante Fragestellungen und will sie praxiswirksam machen. Das Netzwerk verfolgt das Ziel, die Leistungsfähigkeit sowie die internationale Sichtbarkeit der deutschen Agrarforschung zu verbessern.

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