Pressemitteilung vom 27.11.2017

Forschung, Lehre, Transfer, Infrastruktur: sind die Agrarwissenschaften gut austariert?

Fitter für die Zukunft durch Kooperationen und eine bessere Abstimmung von Bund und Ländern

Öffentlich finanzierte Wissenschaft umfasst Forschung, Lehre, Wissenstransfer und Infrastruktur und soll ein stimmiges Ganzes ergeben. Wie wird dies in den Agrarwissenschaften, die über ganz unterschiedliche Arten von Einrichtungen verteilt sind, erreicht? Das Strategische Forum der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) am 7.11.2017 in Berlin befand, dass der Einsatz für Drittmitteleinwerbung, Verwaltung, Forschung und Lehre viele Ressourcen bindet und wenige Kapazitäten für Transfer und Infrastruktur übriglässt. Kooperationen und eine bessere Abstimmung von Bund und Ländern samt geeigneten Regelungen würde die Agrarforschung für die Zukunftsaufgaben fitter machen.

„Werden die Agrarwissenschaften an Universitäten, Hochschulen, außeruniversitären Einrichtungen und Einrichtung des Bundes und der Länder dem Anspruch des Wissenschaftsrates gerecht, dass die wissenschaftlichen Leistungsdimensionen Forschung, Lehre, Wissenstransfer und Infrastrukturen in einem austarierten Verhältnis zueinander stehen?“ so die Eingangsfrage von Prof. Dr. Hubert Wiggering, dem Sprecher der DAFA. Der Vorstand der Evaluationskommission der Exzellenzinitiative, Prof. Dr. Dieter Imboden, und der Wissenschaftliche Direktor des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung, Prof. Dr. Ortwin Renn, gaben dazu Gedankenanstöße. Vertreter der jeweiligen Art von Forschungseinrichtung stellten dar, wie die Leistungsdimensionen bei ihnen ausgeprägt sind, wo Schwierigkeiten oder Defizite bestehen und wo Erfolge zu verbuchen sind (Universitäten: Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Prof. Dr. Eberhard Hartung; Hochschule: Prof. Dr. Anna Maria Häring, Prof. Dr. Carl Bernhard Schäfer; Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen: Prof. Dr. Eckhard George, Prof. Dr. Ulrich Schurr; Forschungseinrichtungen der Länder: Prof. Dr. Kay-Uwe Götz, Dr. Waltraut Ruland; Forschungseinrichtungen des Bundes: Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Dr. Holger Beer). Eine Diskussion unter Beteiligung der gut 100 Personen im Publikum sprach vorhandene Problemfelder offen an und zeigte Lösungsansätze auf.

Die Beiträge im Forum und eine vorausgegangene, nicht-repräsentative Umfrage zeigten, dass die Vielgliedrigkeit des deutschen Wissenschaftssystems eine Profilierung zwischen den verschieden Arten der Forschungseinrichtungen ermöglicht und dies begrüßt wird. Die Leistungsdimensionen Forschung und Lehre stehen in den meisten Einrichtungen im Vordergrund und tragen zu ihrer Profilierung bei. Wissenstransfer in Gesellschaft und Praxis sowie Aufrechterhaltung oder Ausbau der wissenschaftlichen Infrastruktur treten dahingegen jedoch in den Hintergrund und sind damit in der Agrarwissenschaft insgesamt deutlich ausbaufähig. Hier erschien den Teilnehmenden eine bessere Abstimmung und Kooperation zwischen den Einrichtungen und mit der zuständigen politischen Ebene notwendig. Erfolgreiche Beispiele für die Zusammenarbeit von verschiedenen Arten von Einrichtungen zeigen, wie die Profile sinnvoll ergänzt werden können. Voraussetzungen für Kooperationen dieser Art und eine bessere Abstimmung zwischen den Einrichtungen sind der Austausch von Informationen sowie eine praxisnahe Ausgestaltung der finanziellen Förderungen und der administrativen Regelungen. Nur mit Mut zur Veränderung in der Schwerpunktsetzung und zum Verlassen etablierter Pfade in Verwaltungsabläufen und politischen Rahmenbedingungen, die eine strategische Weiterentwicklung unterstützen, können die deutschen Agrarwissenschaften gestärkt den Aufgaben der Zukunft entgegentreten.

Prof. Dr. Wolfgang Lücke fasste die vorhergehenden Diskussionen zusammen und schloss daraus, dass Wissenstransfer ein Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis sein muss. Er stellte fest, die Teilnehmenden haben ein deutliches Plädoyer gegen Versäulung, jedoch für Kooperation und für Gestaltungswillen abgegeben. Institutionelle Förderung sei schwierig aber wichtig und von langfristiger Bedeutung.

Weitere Informationen

Dr. Martin Köchy
Tel. +49 (0)531 5961017
martin.koechy@dafa.de

Dr. Martin Erbs
Tel. +49 (0)531 5961019
martin.erbs@dafa.de

Die DAFA, als Vertretung der öffentlich geförderten Agrarforschungseinrichtungen, bündelt Kompetenzen, erarbeitet Lösungen für komplexe, gesellschaftlich relevante Fragestellungen und will sie praxiswirksam machen. Das Netzwerk verfolgt das Ziel, die Leistungsfähigkeit sowie die internationale Sichtbarkeit der deutschen Agrarforschung zu verbessern.

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