Plattform
Tierhaltung in einem nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystem

Beitrag der Tierhaltung und Tierernährung zu Biodiversität, Wirtschaft und Ernährung

Das Agrar- und Ernährungssystem steht angesichts planetarer Grenzen vor vielfältigen klimatischen, ökologischen, sozio-ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Insbesondere die Tierhaltung bildet einen Kristallisationspunkt von werte- und nachhaltigkeitsbezogenen Zielkonflikten.

Auf der einen Seite des Zielkonflikts steht die Sicht auf Tiere und Umwelt. Aus den fortschreitenden Erkenntnissen der Klima- und Ökosystemforschung wird die Forderung abgeleitet, Tierbestände global zu reduzieren. Erkenntnisse der Tierkognitionswissenschaften und der Weiterentwicklungen in der Tierethik erfordern einen anderen Umgang mit Tieren als in bisherigen Tierhaltungs-systemen. Dem gegenüber steht die Sicht auf eine hochwertige Ernährungsqualität, bei der tierische Lebensmittel aufgrund essentieller Nährstoffe vor allem für vulnerable Bevölkerungsgruppen eine Bedeutung haben. Daneben ist die Bedeutung tierischer Produktionssysteme für landwirtschaftliche Nährstoffkreisläufe und bei grünlandbasierten Systemen für landschaftliche Biodiversität hoch. Weitere Zielkonflikte ergeben sich angesichts der stabilisierenden sozio-ökonomischen Wirkung der Tierhaltung für ländliche Räume, der anderseits mächtigen Markt- und Wirtschaftsinteressen, bzw. Konzentrationsprozessen in global ausgerichteten Wertschöpfungsketten gegenüberstehen.

Konkret stehen sich  zwei Richtungen gegenüber:

  • die auf Wirtschaftlichkeit des Betriebes ausgerichteten Formen der Nutztierhaltung, die sich insbesondere aufgrund des Flächenanspruchs zur Futtergewinnung und verschiedener direkter und indirekter Emissionen der Tierhaltung mit negativ auf Klima und Biodiversität auswirkt,
  • und anderseits die auf gesellschaftliche Ziele ausgerichteten Formen, die zu einer grünland-basierten Tierhaltung, zu einer nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln sowie gesunden und auf hohem Tierwohl-Niveau gehaltenen Nutztieren auf zukunftsfähigen landwirtschaftlichen Betrieben führen und dabei vielfältige Agrarlandschaften mit Natur- und Lebensräume zum Biodiversitätsschutz erhalten oder schaffen können.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen ist es dringend geboten

  1. zu erforschen, welche Rolle Tierhaltung in einem nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystem spielen kann, welche Funktionen sie übernehmen kann, wie diese Funktionen volkswirtschaftlich zu bewerten sind und gesteuert werden sollten, um
  2. daraus zukunftsweisende, wirtschaftlich attraktive und gesellschaftlich unterstützte Tierhaltungs- und Grünlandsysteme zu entwickeln, die
  3. landwirtschaftlichen Betrieben lohnende Entwicklungsperspektiven bieten.

Um den wissenschaftlichen Austausch zu diesen Punkten zu strukturieren und zu verbessern, hat die Mitgliederversammlung der DAFA im November 2023 der Einrichtung einer Plattform „Tierhaltung in einem nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystem“ zugestimmt.

Initiativgruppe

  • Dr. Claus Deblitz, Thünen-Institut
  • Rebecca Franz-Wippermann, Forschungsinstitut für biologischen Landbau
  • Prof. Dr. Fenja Klevenhusen, Universität Kassel
  • Prof. Dr. Christa Kühn, Friedrich-Loeffler-Institut
  • Prof. Dr. Harald Laser, Fachhochschule Südwestfalen
  • Prof. Dr. Marcus Mergenthaler, Fachhochschule Südwestfalen
  • PD Dr. Robert Pieper, Bundesinstitut für Risikobewertung
  • Elisabeth Velasco Gutierrez, Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg
  • Prof. Dr. Klaus Wimmers, Forschungsinstitut für Nutztierbiologie

  • Prof. Dr. Barbara Amon Vorstand der DAFA, Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie
  • Prof. Dr. Anna Häring Vorstand der DAFA, HNE Eberswalde

Arbeitsphase: Planung

Stand: November 2024

© Deutsche Agrarforschungsallianz