Zielbilder für die Landwirtschaft 2049

Warum Zielbilder?

Demonstrationen für und gegen die zur Zeit vorherrschende Land- und Ernährungswirtschaft zeigen gesellschaftlichen Konsens dazu, dass sich dieser Sektor bewegen muss. Doch wohin genau? Die Land- und Ernährungswirtschaft soll stärker den sich ändernden Erwartungen der Gesellschaft an Qualität, Tierwohl, Umweltschutz und Nachhaltigkeit entsprechen. Gleichzeitig sollen Lebensmittel für alle Konsumenten erschwinglich und die Landwirtschaft wettbewerbsfähig bleiben. Ein so komplexes System wie die Agrar- und Ernährungswirtschaft insgesamt oder zumindest in Teilbereichen koordiniert in eine bestimmte Richtung zu bewegen, ist einfacher, wenn man ein konkretes, in sich konsistentes Zielbild vor Augen hat.

Im Rahmen des Strategischen Forums der DAFA 2019 haben die Teilnehmenden aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Umweltschutz, Politik und Gesellschaft Zielbilder für das Jahr 2049 zum landwirtschaftlichen Gesamtsystem und zu Ackerbau, Tierhaltung, Ernährung, Stoffkreisläufe sowie Landschaft und Biodiversität erarbeitet und diskutiert. Grundannahme war dabei, dass es weder an Geld noch an politischem Wille für die Umsetzung mangelt. Die Stimmigkeit ausgewählter Aspekte haben der DAFA-Vorstand sowie weitere Expertinnen und Experten beurteilt und das Zielbild abgerundet. Beim Zielbildforum im Mai 2021 wurden die erarbeiteten Elemente im Hinblick auf ihre Voraussetzungen und Implikationen, Stärken und Schwächen weiter vertieft diskutiert. Die bisherigen Ergebnisse des Zielbildprozesses hat die Geschäftsstelle der DAFA so zusammengefasst:

Auf dem Strategischen Forum der DAFA im November 2021 standen die Transformationspfade im Mittelpunkt, die zum Zielbilder führen könnten. Die wichtigsten Schritte bis 2029, 2039 und 2049 in Pflanzenbau, Nutztierhaltung und Landschaft sind im Graphic Recording festgehalten.

Der Vorstand der DAFA hat den Zielbildprozess in einer Synthese zusammengefasst und darin Entstehung, das Zielbild, fünf Thesen zur Transformation und Konsequenzen für Politik, Forschung und Forschungsförderung beschrieben.

Wir danken allen, die sich an den Diskussionen beteiligt haben. Mit dem Zielbildprozess hat der Vorstand der DAFA eine breite Diskussion über konkrete Vorstellungen, wie die Landwirtschaft in dreißig Jahren aussehen sollte, angeregt. Die lebhaften Diskussionen bei den Veranstaltungen und die Berichte in den Medien zeigen, dass dies gelungen ist. Es freut uns, wenn Anregungen in parallel stattfindende Beratungs- und Arbeitsprozesse eingeflossen sind.

Absichten

  • Impulse für die öffentliche und politische Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen und Wege setzen
  • Orientierung in den jeweiligen Forschungsprozessen bieten
  • Forschungsbedarfe identifizieren
  • geeignete Formate für zielbildgerichtete Forschung entwickeln
  • DAFA-Mitglieder strategisch besser vernetzen

Die Ergebnisse der Veranstaltungen des DAFA-Zielbildprozesses bleiben auf https://www.dafa.de  mindestens fünf Jahre verfügbar und können unter Angabe der Quelle für weitere Diskussionen genutzt werden.

Ein Foliensatz zum Zielbildprozess für beispielsweise Universitätsseminare können Sie bei der Geschäftsstelle der DAFA anfordern.

Zielbild 2049 – Synthese des Vorstands

Agrarlandschaft und Biodiversität

Die Landnutzung im Jahr 2049 wird durch eine konsequente Orientierung an der Erhaltung der Ökosystemleistungen und durch die konsequente Entlohnung von Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft geprägt sein. Die Agrarlandschaften werden daher je nach Standortqualität stärker auf die Produktion von Rohstoffen oder auf die Bereitstellung von Ökosystemleistungen ausgerichtet sein. Neue Anreize ermöglichen Synergien zwischen langfristiger Produktivität und Ökosystem­leistungen. Die Produktionsflächen sind dabei landschaftlich vernetzt und fördern die Biodiversität.

Ein bundesweites Monitoring bildet die Datengrundlage für die Planung, Umsetzung, Bewertung und Verbesserung von Biodiversitätsmaßnahmen, aber auch die Kommunikation darüber, welche Landschaften und Produkte mit besonders hoher Biodiversität assoziiert sind. Die landwirtschaftliche Beratung vermittelt den Wert und Nutzen von Biodiversität für die Resilienz des Betriebs und ermutigt dazu, die Biodiversität in die Produktionsmethoden zu integrieren. Das Selbstverständnis der „Landwirt:innen“ hat sich hin zu „Landschaftswirt:innen“ gewandelt, sie werden von den „Landwissenschaften“ unterstützt.

Pflanzenbau, Grünland und Tierhaltung

Im Jahr 2049 wird die Kopplung von Tierhaltung und Pflanzenbau sowohl in einzelnen Betrieben wie in Betriebsverbünden für regionale Nährstoffkreisläufe realisiert. Dies wird durch innovative digitale Konzepte erleichtert. Durch partizipative Prozesse ist es gelungen, für Moorstandorte, insbesondere mit Grünland, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Verbraucher tragen die Transformation mit, sind eng in neue Geschäftsmodelle einbezogen und bereit, angemessene Preise für nachhaltig und gerecht erzeugte Lebensmittel zu bezahlen. Für eine große Vielzahl von Kulturen gibt es eine lebhafte Nachfrage der Verbraucher, so dass zahlreiche neue Wertschöpfungsketten etabliert sind. Vielfältige Landnutzungsformen mit unterschiedlichsten Kulturen, weiten Fruchtfolgen mit Somme­rungen und Leguminosen sind zusätzlich durch gezielte Förderung attraktiv. Diverse technische Innovationen finden Anwendung: Feldroboter ermöglichen beispielsweise eine nicht-chemische Unkrautregulierung.

Die Nutztierhaltung im Jahr 2049 dient nicht mehr hauptsächlich der Erzeugung von Milch und Fleisch, sondern ist vorrangig auf die sinnvolle Nutzung von Grünland, Neben- und Koppelprodukten ausgerichtet. Die Nahrungskonkurrenz zwischen Menschen und Tieren ist deutlich vermindert. In geschlossenen Nährstoffkreisläufen schließt der organische Dünger aus der Tierhaltung die Kette aus Food, Feed, Fuel und Fertilizer. Durch die Beendigung des Imports von (Eiweiß-)Futtermitteln, sinkende Nachfrage und preiswerte Ersatzprodukte richtet sich die noch verbleibende Tierhaltung eher auf die Erzeugung hochwertiger und hochpreisiger Erzeugnisse aus. Tierhaltung auf Moorböden wird erheblich reduziert, ebenso die Tierdichte in den heutigen Schwerpunktregionen der tierischen Erzeugung. Durch gesellschaftlich überzeugende Konzepte und Haltungsverfahren siedeln sich neue Tierhaltungen mit standortbezogener Flächenbindung in neuen Regionen erfolgreich an. Die Voraussetzung für effiziente regionale Nährstoffkreisläufe sind somit geschaffen.

Zielbilder für die Land­wirtschaft 2049

November 2019

Die Zielbilder entstanden in Kleingruppen von sieben Personen.

  • gesellschaftliche Wertschätzung
  • planetare Grenzen einhalten
  • regionale Orientierung
  • gesunde Ernährung

Fakten­check!

Juli–Okt. 2020

→ 12 Forderungen zu Stoffkreisläufen und Klima

Expertisen von DAFA-Mitgliedern

Einschätzung des DAFA-Vorstand

Einschätzungen von Verbänden und Interessierten

  • Anpassung bei Regionalität & Stoffkreisläufen
  • Argumentation
  • Verständnis

Die Zielbilder zu­sammen­­fügen

Mai 2021

→ Vergleich mit Zielbildern anderer Einrichtungen und Projekte

√ Übereinstimmungen, Unterschiede

? Muss das vorläufige Zielbild angepasst werden?

? Voraussetzungen, Auswirkungen

Das Zielbild ansteuern

November 2021

→ Vorstellung des ausgearbeiteten, konsolidierten Zielbildes

  • Wege zum Zielbild in einzelnen Themenfeldern
  • Stärken und Schwächen der vorgeschlagenen Pfade
  • Passen die Pfade zueinander?

Den Staffel­stab weiter­geben

2022 …

Gesellschaft und Politik greifen die Zielbilder auf

Biodiversität ist wert-voll

weite Fruchtfolgen

geringere Nachfrage nach Tierprodukten

nicht-chemische Unkrautregulierung

landschaftlich vernetzte Produktionsflächen

hochwertiges Fleisch – pflanzliche Alternativen

neue Geschäftsmodelle für Landschaftswirt:innen

Klasse statt Masse

Nährstoffkreisläufe geschlossen

Graphic Recording der Veranstaltung, unterteilt in vier quadratische Felder zu den Themen Ernährung, Landschaft + Biodiversität, Nutztiere und Ackerbau.
© Deutsche Agrarforschungsallianz